Freitags-Blog: APLAWIA ganz persönlich – Volker Lang im Interview
Arbeitslose ohne Lobby und Bürokratiewahnsinn
APLAWIA e.V. ist mehr als das “Möbel & mehr” Gebrauchtwaren Kaufhaus
In unserer Reihe APLAWIA-Freitags-Blog plaudern wir aus dem Nähkästchen und gewähren Euch exklusive Einblicke hinter die Kulissen unseres Vereins. Wir widmen uns dem Thema Nachhaltigkeit und beschäftigen uns mit Themen und Menschen unserer Region.
Diese Mal haben wir Volker Lang im Interview.
Das ist Volker Lang
Volker Lang ist nun seit fast 28 Jahren Geschäftsführer des APLAWIA e.V. Seit Kurzem wird er bei seiner Arbeit von unserem zweiten Geschäftsführer Sebastian Därr unterstützt. In unserem Interview steht er den Fragen unserer Kollegin Sandra Pfannes (Abteilungsleiterin des Online-Teams) Rede und Antwort.
Wie kam Volker Lang zu APLAWIA?
Sandra Pfannes:
Wie war das mit dir und Aplawia e.V. ? Kannst du dich noch an die Anfänge erinnern und diese kurzbeschreiben? Wie seid ihr beide zusammen gekommen?
Volker Lang:
Ich habe 1994 einen Techno- und Clubwearladen in Würzburg eröffnet. Im April / Mai hatte ich dann einen schweren Unfall mit Wirbelbrüchen und weiteren Frakturen. Nach einem Jahr kam ich zurück in den Laden und musste feststellen, dass er finanziell nicht mehr so gut aufgestellt war und musste mich daher arbeitssuchend melden. Ich entdeckte eine ausgeschriebene Stelle von Aplawia e.V. beim Arbeitsamt und habe mich dann seinerzeit vorgestellt. Ich war der erste Angestellte bei Aplawia e.V.
Der Verein war damals noch ein Teil der Arbeiterwohlfahrt und die Anforderung an meine Tätigkeit war, den Verein auf wirtschaftliche Füße zu stellen. In diesem Zuge nahm ich im schönen Monat Mai 1996, meine Tätigkeit bei Aplawia e.V. auf.
Wie viele Mitarbeiter beschäftigt APLAWIA?
Sandra Pfannes:
Inzwischen sind 40 Jahre vergangen. Aplawia ist inzwischen fester Bestandteil der Kitzinger sozialen Vereinslandschaft geworden und zudem stark gewachsen. Kannst du aus dem Kopf sagen, wie viele feste Mitarbeiter im Gegensatz zum Beginn des Vereins inzwischen bei Aplawia beschäftigt sind?
Volker Lang:
Also was man sagen muss ist, dass auch zu Beginn des Vereins schon festangestellte Mitarbeiter beschäftigt waren. Ich kann die Anzahl nicht mehr genau sagen. Knut Roßberg war bei Aplawia e. V. und als ich kam, fanden bereits erste Eingliederungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen statt. Zu Beginn war ich schon sehr überrascht, auf welche Menschen ich da stieß. Also das Klientel war mir bis dato eigentlich fremd und es bedurfte einer gewissen Eingewöhnung, bei Aplawia e.V. anzukommen.
Heute beschäftigen wir im Schnitt 35 festangestellte Mitarbeiter, die umfänglich als Arbeitnehmer bei uns arbeiten. Wir haben circa zehn Maßnahmen-Teilnehmer im Bereich AGH, umgangssprachlich 1-Euro-Jobs. Wir beschäftigen circa zehn Teilnehmer aus dem § 16i SGB II., was einer Festanstellung gleichzusetzen ist, jedoch von der Agentur für Arbeit gefördert wird. Ebenso sind wir Einsatzstelle des Bundesfreiwilligendienstes und ebenso dürfen Menschen bei uns ihre Sozialstunden ableisten. Müsste ich die Personen, die für den Verein tätig sind schätzen, käme ich auf ca. 55 bis 60 Menschen.
Wie finanziert sich APLAWIA?
Sandra Pfannes:
Aplawia ist ein freier Träger und finanziert sich komplett selbst als Verein, richtig?
Volker Lang:
In der Tat. Wir waren seinerzeit unter der Führung von Herrn Roßberg schon ein eigenständiger Verein, aber angebunden waren wir an die AWO. In Folge verschiedener Diskrepanzen trennten wir uns schließlich vom Wohlfahrtsträger und machten uns mit all den Risiken selbstständig. Das war eine recht spannende Angelegenheit. Wir bewegten uns über verschiedene Standorte innerhalb Kitzingens und sind letzten Endes hier im Lochweg gelandet. Wir sind ein freier Träger und arbeiten zuschussfrei. Wobei man bei aller Fairness sagen muss, dass wir auch Maßnahmenpauschalen bekommen, ebenso wie Lohnkostenzuschüsse. Aber diese Eingliederungszuschüsse würden auch jedem anderen Betrieb zustehen. Gleichwohl finanzieren wir selbstständig die Sozialarbeit, wofür wir eigens Herrn Därr als Sozialpädagogen und seit kurzem zweiten Geschäftsführer angestellt haben. Auf dieses zusätzliche Leistungsangebot für unsere Arbeitnehmer sind wir sehr stolz!
Wie Volker Lang die Situation des Ehrenamtes einschätzt
Sandra Pfannes:
Als sozialer Verein beschäftigt Aplawia e.V. auch sehr gerne Ehrenamtliche im Rahmen einer Ehrenamtspauschale. Gleichzeitig ist der Verein immer wieder auf der Suche nach Menschen, die sich in ihrer Freizeit sozial engagieren wollen. Wie ist da die Lage aktuell?
Volker Lang:
Ja, es gibt auch engagierte Menschen, die bei uns ehrenamtlich arbeiten. Dafür sind wir als Verein sehr dankbar. Wer Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit bei uns hat, wird bei uns immer mit offenen Armen empfangen. Darüber freuen wir uns sehr. Vielleicht gibt es ja Menschen, die sich bereits in Rente oder Pension befinden und noch eine sinnvolle Beschäftigung suchen? Wir bedienen ein sehr spannendes Betätigungsfeld mit unterschiedlichsten Menschen und Charakteren.
Bürokratie – Ein Problem oder im Abbau?
Sandra Pfannes:
Wie man an der Anzahl der Mitarbeiter im Bereich der arbeitsbezogenen Sozialarbeit hört, scheint der Verwaltungsaufwand in der Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Trägern wie der Agentur für Arbeit, der Rentenversicherung und oder Krankenversicherung sehr hoch zu sein. Das sieht nach ziemlich viel Bürokratie aus. Unsere Politik verspricht ja immer den Bürokratieabbau. Wie sind denn da deine Erfahrungen auch im Vergleich zu früher?
Volker Lang:
Nun, die bürokratischen Hürden treffen uns sehr stark und kosten uns eine Menge Ressourcen. Ich bin jetzt im 28. Berufsjahr bei Aplawia e.V. und in den Jahren meiner Tätigkeit verspüre ich keinen Bürokratieabbau, sondern eher eine Zunahme in allen Bereichen. Einen Bürokratieabbau würde ich mir natürlich wünschen. Immer neue bürokratische Anforderungen kamen hinzu. Zum Beispiel die Fachkraft für Arbeitssicherheit, der Betriebsarzt, die Berufskraftfahrerregelung und, und, und… Wir werden auch regelmäßig von unterschiedlichsten Behörden wie Arbeitsamt, Krankenkassen, Sozialversicherung, Gewerbeaufsicht, Berufsgenossenschaft und natürlich auch vom Finanzamt geprüft. Für alles brauchen wir letzten Endes immer wieder eine juristische oder auch steuerliche Beratung, was es nicht unbedingt günstiger sondern teurer macht. Die Nebenaufgaben in unserem Bereich sind erheblich und manchmal stellt man sich die Frage, wie man denn überhaupt zu den regulären Aufgaben noch kommen soll, weil eben Bürokratieabbau aus meiner Sicht nicht im Fokus unserer Bundesregierung steht.
Kann die Politik uns entlasten?
Sandra Pfannes:
Gibt es einen konkreten Verbesserungsvorschlag, den du an die politischen Träger hättest?
Volker Lang:
Wir hatten heute ein Gespräch mit der Landtagsabgeordneten Barbara Becker mit dem Tenor darauf, dass wir es sehr begrüßen würden, wenn soziale Einrichtungen wie die unsere stärker in den Fokus rücken, aktiv entlastet und unterstützt werden. Was die Integration von Menschen angeht und damit blicke ich in alle Richtungen, egal ob Langzeitarbeitslose, Menschen mit Migrationshintergrund oder gesundheitlichen Einschränkungen können wir viel leisten. Wir stehen häufiger noch auf verlorenem Posten, arbeiten aber beständig an der Akzeptanz und Wertschätzung unserer geleisteten Arbeit bei Politikern. Gleichzeitig gibt es da diesen Spruch, den verwende ich seit vielen Jahren regelmäßig: „Arbeitslose haben keine Lobby“. Wir sind sozusagen im kleinen Stil für unsere Stadt und im Landkreis Lobbyisten für die Zielgruppe benachteiligter und langzeitarbeitslosen Menschen und wir wünschen uns, dass dies auch auf politischer Ebene mehr Beachtung und Anerkennung erfährt. Ein Bürokratieabbau erleichtert direkt soziale und ökonomische Nachhaltigkeit, welches zwei Säulen unserer Vereinsphilosophie beschreibt.
Thema Nachhaltigkeit
Sandra Pfannes:
Damit bildest Du die perfekte Überleitung zur nächsten Frage. Die dritte Säule nennt sich ökologische Nachhaltigkeit. Was tut Aplawia konkret im Bereich ökologische Nachhaltigkeit?
Volker Lang:
Hier sind wir nicht nur mit unserem Sozialkaufhaus am Start, indem wir vom Atlas bis zum Zwirn Artikel anbieten, die womöglich sonst im Müll gelandet wären. Elektrogeräte, werden beispielsweise aufbereitet, gereinigt und auf ihre Funktion überprüft, erhalten Gewährleistung, hochwertige Elektrogeräte, erhalten Prüfsiegel und werden somit dem Konsumkreislauf wieder hinzugefügt.
Neben dem Gebrauchtwarenhandel ist unser Verein aber auch auf anderen Gebieten umweltbewusst aufgestellt. Vor vielen Jahren schon haben wir die erste Photovoltaikanlage mit 30 Kilowattstunden bei uns aufs Dach montiert und einige Jahre später die Zweite zur Stromeigennutzung installiert. Was einen weiteren Umweltaspekt betrifft, haben wir uns viel Gedanken über die Gestaltung unserer Außenanlagen gemacht – gerade was Flächenversiegelung und Grünanlagen angeht. Auf unserem Betriebsgelände gibt es Blühwiesen, heimatliche Sträucher und Bäume, Insektenhotels und Steinhaufen in der „Mitarbeiter Oase“, welche stark von Eidechsen frequentiert werden. Auf unserem Zukunftsplan steht die Umstellung unseres Fuhrparks auf alternative Antriebe – wo es möglich ist, denn im Schwerlastbereich gibt es hier vom Markt noch keine interessanten Angebote. Wir denken auch über eine effizientere Gebäudedämmung nach. Doch gleichzeitig muss auch alles finanzierbar für uns als Verein sein. Als gemeinnütziger Verein dürfen wir nicht auf Gewinnstreben arbeiten, da wir sonst Gefahr laufen, den Titel der Gemeinnützigkeit zu verlieren. Doch welcher Verein wenn nicht wir ist gemeinnützig?
Was Volker Lang mit APLAWIA verbindet
Sandra Pfannes:
Kannst Du mir spontan 5 Eigenschaftswörter nennen, die Du persönlich und emotional in direkten Zusammenhang mit Aplawia bringst?
Volker Lang:
sozial denken, sozial handeln, verständnisvoll, arbeiten, nachhaltig denken.
Sandra Pfannes:
Und die sind mit dir stark persönlich verknüpft?
Volker Lang:
Absolut. Wenn man eine Sache 28 Jahre macht, dann lebt man sie auch in gewisser Weise.
Wünsche für die Zukunft
Sandra Pfannes:
Was wünscht Du dir für Aplawia und wo siehst Du Verbesserungsbedarf?
Volker Lang:
Auf jeden Fall, dass Aplawia e.V. weiterhin auf dem Sozialmarkt bestehen bleibt. Ich wünsche mir für Aplawia immer wieder neue Ideen und dass unser neuer und zweiter Geschäftsführer Herr Därr im Sinne des Aplawia e.V. weiterhin die Geschichte auf dem Gleis hält, auf dem wir seit vielen Jahren fahren. Ich wünsche mir, dass Sandra Pfannes, die mich jetzt gerade interviewt, Herrn Därr eine adäquate Hilfe ist. Dann wünsche ich mir, dass die gesamte Sozialarbeit und Nachhaltigkeit auch entsprechend von staatlicher Seite gewürdigt wird und ihren Anklang weiterhin findet. Das war sehr viel Arbeit über die letzten Jahre und ich glaube, wir haben mittlerweile unsere Position, in der man auch gesehen wird. Da steckt eine Menge Energie drin und manchmal wird man dann auch energielos. Ich stecke da gerade auch mittendrin und bin froh über jede Unterstützung, die mir hier zuteil wird und meiner persönlichen Entlastung dient.
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